Wie finden Jobsuchende gegenderte Stellenanzeigen? 

Kostet das Gendersternchen evtl. Traffic? Gibt es Unterschiede je nach Alter? Was bringt das generische Femininum? Antworten gibt es hier.




Wie finden Bewerber/innen gegenderte Stellenanzeigen? 

Die Überschrift ist absichtlich in zwei Deutungsrichtungen offen.

Zum einen geht es in diesem Beitrag um die Frage, wie gegenderte Stellenanzeigen von Bewerber/innen inhaltlich beurteilt werden und zum anderen, ob diese Stellenanzeigen überhaupt gefunden werden. Zusätzlich gibt es noch eine elegante Alternative zu (m/w/d).


Henner Knabenreich versucht mit einem interessanten Blogbeitrag der auf einer aktuellen Studie zusammen mit Softgarden beruht,  Licht ins Dunkel zu bringen "im Personalmarketing, insbesondere in Stellenanzeigen und auf Karriere-Websites versucht man sich an einer “geschlechtsneutralen”, alle Geschlechter inkludierenden Ansprache. Die Betonung liegt auf versucht, denn was man da zu lesen bekommt, lässt einem mitunter die Rückenhaare zu Berge stehen. Insbesondere das “m/w/d” lässt sich kaum aus einer Stellenanzeige wegdenken – und zwar genau in dieser Reihenfolge. 

Was aber wollen eigentlich JobsuchendeWelche Form von Stellentitel bevorzugen diese? Ist es das generische Maskulinum oder doch eher “was mit Sternchen“?"

An dem Beispiel des Jobtitels eines Verkäufers gibt es klare Antworten:

Quelle: Softgarden Studie in Kooperation mit Personalmarketing2Null

Das “generische Maskulinum” dominiert bei dieser Frage ganz klar das Ranking, ob in der Version “Verkäufer (m/w/d)” (28,65 Prozent) oder “Verkäufer (w/m/d)” (22,11 Prozent), in Summe präferieren mehr als die Hälfte der Befragten den Verkäufer, bzw. genauer gesagt: die Berufsbezeichnung Verkäufer. Selbst in der ( “Erklärversion”) liegt der Verkäufer mit dem Asterisk vor der Verkäuferin mit dem Asterisk. “Ist mir egal”, sagen übrigens 16,34 Prozent der Befragten.


Die Jugend will mit „Mitarbeiter_innen“ umworben werden

Ist das aber vielleicht nur eine Frage der Alters oder der Qualifikation?

51 Prozent der 18- bis 29-jährigen Bewerber sprechen sich laut einer Umfrage der Personalberatungsgruppe Königsteiner dafür aus, in Stellenanzeigen zu gendern.

Im Schnitt wünschen sich 38 Prozent aller Jobsuchenden eine solche Ausdrucksweise. Geringer ist der Anteil in höheren Altersgruppen: Bei den über 40-Jährigen ist nur ein Viertel für entsprechende Formulierungen. Nichtakademiker legen weniger Wert darauf als Akademiker (39 beziehungsweise 47 Prozent).


Zwischenfazit 1: 

Die Frage, wie gegenderte Stellenanzeigen von Bewerber/innen inhaltlich beurteilt werden, weißt noch keine klare Tendenz auf. Kommen wir zur zweiten Frage:


Werden gegenderte Stellenanzeigen von Jobsuchenden überhaupt gefunden?

Um einen ggf. gegenderten Text überhaupt lesen zu können, muß eine Stellenanzeige erst einmal von Jobsuchenden gefunden werden. Hierbei kommt dem Jobtitel eine extrem wichtige Rolle zu. Da immer mehr Jobsuchende ihre Jobsuche bei Google beginnen, ist die Relevanz des Jobtitels in Abhängigkeit zum Suchverhalten der Jobsuchenden erfolgskritisch. 

Die Häufigkeit von Suchabfragen kann z.B. mit dem kostenlosen Tool "Google Trends" untersucht werden. Daher kann das obige Stellenangebot der Stadt Köln als Beispiel für einen kleinen Vergleich dienen. Da Jobsuchende kaum nach dem Zusatz (m/w/d) suchen werden, wollen wir den Ingenieur*in mal ins Rennen mit der Konkurrenz schicken:



Die Balken links geben die Suchhäufigkeit für bestimmte Begriffe an. Hier wird klar, dass Jobsuchende in verschwindend geringer Zahl nach dem Begriff "Ingenieur*in" suchen. Auch alternative, gegenderte Schreibweisen werden von Jobsuchenden kaum genutzt. Auch die weibliche Form im übrigen nicht. Einzig der Suchbegriff "Ingenieur" ragt eindeutig heraus.

Das hat natürlich Folgen für die Stellenanzeige der Stadt Köln. Wenn weniger Jobsuchende diesen Begriff nutzen, dann ist die Relevanz der Stellenanzeige nicht so hoch und die Stadt Köln erhält weniger Aufrufe für das Jobposting und damit auch weniger Bewerber/innen. 

Zwischenfazit 2: 

Die Wahl von Jobtiteln ist erfolgskritisch für eine Stellenanzeige. Man kann natürlich gegenderte Jobtitel nutzen, wenn das kann so gewollt ist. Man sollte aber auch wissen, was passiert, wenn man so vorgeht.

Wie kann eine elegante Alternative zu (m/w/d) und gegenderten Jobtiteln aussehen?


Teilnehmer in meinen Seminaren zur perfekten Stellenanzeige berichten, daß man (m/w/d) ja wohl so machen müßte. Da es ja (noch) keine gesetzliche Verpflichtung dazu gibt, dient die grundsätzliche Verwendung vermutlich nur zur Vermeidung einer Indikation als Hinweis, daß möglicherweise ggü. einem dritten Geschlecht diskrimiert würde, die der Arbeitgeber wegen einer Diskriminierung nach AGG vermeiden möchte. Warum sich allerdings (m/w/d) durchgesetzt hat, dafür habe ich leider auch keine Erklärung.

Gibt es nicht eine elegante Alternative?

Tatsächlich gibt es eine m.E. elegante Alternative:



Mit dieser Variante mit einem * mit Abstand hinter dem Begriff (Erklärsternchen) kann man als AG nicht nur darstellen, daß man niemanden diskrimiert, sondern kann gleich auch noch ein bißchen Unternehmenskultur rüberbringen.

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Mein Fazit:

Die Präferenz für gegenderte Stellenanzeigen bei Jobsuchenden ist (noch) nicht eindeutig und vermutlich abhängig von Alter und Qualifikationsgrad. Das Suchverhalten entspricht aber bei weitem noch nicht einer möglichen Präferenz, so daß Arbeitgeber aktuell den Erfolg einer Stellenanzeige gefährden, falls Sie mit gegenderten Jobtiteln arbeiten. Dies muß allen Beteiligten bewusst sein. Eine elegante Alternative kann ein Kompromiss sein.

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