+++ Der 3. Recruiter Slam findet am 12.4.2018 in Stuttgart statt, Infos gibt es hier ++++


1.Recruiter Slam: Ein Gedicht muß die Recruiter-Ehre retten!

Die meisten waren mehr als knapp am Thema vorbei! Aber Spaß gemacht hat es trotzdem!


Der Gewinner des Recruiting Slams, Henrik Zaborowski, in seinem Element


Recruiter-Slam?

Poetry- und Science-Slams kennt ja der eine oder andere bereits, aber daß Recruiter slammen sollen und können steht noch in Frage.

Die Erwartungshaltung war von den Event-Organisatoren Tobias E. Meinhold und Recruiter Michael Witt reichlich hochgeschraubt:

1. Geballte HR-Power sollte auf auf den Spirit eines Science- bzw. Poetry Slams treffen, ohne aber diese kopieren oder abkupfern zu wollen!

2. Recruiter sollten die Gelegenheit haben Ihren Job, Ihren Alltag in all seinen Facetten einem Publikum zu präsentieren und gleichzeitig sollen sie zeigen, warum der- oder diejenige zu den Besten auf diesem Gebiet gehören.

Die Recruiter Slam Formel heißt daher auch kurz und knapp:

8 Recruiter + 10 Minuten + Publikum = schnell, ehrlich & live Recruiting

Ein Video zeigt innerhalb von zwei Minuten Ausschnitte der Auftritte der "Recruiter"

3. Nach jedem Auftritt soll das Publikum die Leistung des Recruiters bewerten.

4. Zielgruppe sollten im wesentlichen potentielle neue Mitarbeiter sein

Soweit zu den Versprechungen


Reality-Check: Schauen wir uns die 4 Punkte einmal im Detail an:

1. Geballte HR-Power

Ja, da kann man schon einen Haken dran machen: Mit Robrindo Ulla von Voith, Henrik Zaborowski, Bernd Schmitz von Bayer, Ute Neher von der Telekom, Tobias und Jan von BFFT waren schon einige Schwergewichte der Recruiting Szene dabei, einige allerdings aus den Randbereichen des Personalmarketings.  Jubin Honarfar von Watchado und Martijn Smit von Karriereradio.fm paßten eigentlich nicht so ins Konzept. Jubin mußte daher vielleicht auch den Opfer-Slam (der Erste, so zum Warmwerden) machen. Martijns Vorstellung waren auch gut und interessant, aber trug nicht wirklich zum Thema bei.

2. Recruiter Challenge (hier werden auch nur die Beiträge der Recruiter erwähnt(


"Was machen wir hier eigentlich?",so begannen Tobias und Jan von BFFT ihren Vortrag. Die beiden suchen sonst mit Hilfe von ausgefuchsten Boolean Strings nach Ingenieuren für Ihren Arbeitgeber und hätten sicherlich beim Thema Kompetenz oder Innovation einige Pokale abräumen können. Im BFFT Look?  (graue Jeans und bordeauxrote Hemden) stehen sie auf der Bühne und lassen sich aus über verkorkste Beziehungen,One-Night-Stands, über die Dating-App Tinder und über "Girls im Dirndl mit großem Balkon". Versichern aber im nächsten Satz, daß sie beide vergeben sind. Personalgewinnung habe halt viel gemeinsam mit Tinder.  "Maximal-Tinderei" mache sie fit für ihren Job als Recruiter, meinten die beiden. Das Publikum sah das wohl anders, der Beitrag erhielt nur eine 3-4 auf der Skala bis max. 10.

Henrik Zaborowski, Recruiting-Coach aus Bergisch-Gladbach, hatte nicht nur an diesem Tag Geburtstag sondern auch wochenlang geprobt und die Herausforderungen sowie das Leid und Elend seines Berufs in Verse gegossen, die die Besucher zu Begeisterungstürmen und Standing Ovations hingerissen haben. Henrik hat definitiv die Ehre aller Recruiter damit gerettet.

Hier ein Ausschnitt seines seitenlangen Gedichtes (Das Video weiter unten ist unbedingt sehenswert)

Was ist bloß los in unserem deutschen Schuppen
Wir waren mal das Land der Denker und der Dichter,
Heute gesucht? Nur noch Mainstream-Puppen!
Typ Bobby Ewing, nur noch etwas schlichter.

Verlässlich, produktiv und loyal.
So sieht der ideale Mitarbeiter aus.
Was der sonst noch alles kann? Egal!
Selbstbewusstsein, eigenes Denken sind der Führungskraft ein Graus.

Wir haben die Arbeit zu unserem Gott erklärt
Der uns als Sklaven hält, um sich zu vergnügen.
Leistung gibt dem Menschen seinen Wert?
Mir scheint, dieser Gott ist ein Meister im Betrügen.

Der Mensch ist mehr, als was er tut
Wie er tickt, ist schlecht im Lebenslauf zu sehen
Und ja, es erfordert Zeit und Mut
Genauer auf den Menschen einzugehen




Ute Neher, Projektleiterin Personalmarketing bei der Telekom in Stuttgart, stellte sich im magentafarbenen T-Shirt auf die Bühne.
Sie sagte quasi als Erstes, sie will "einfach nur Ute sein". Und dann blieb Sie in einfach in ihrem Alltagsjob und machte Werbung für die Telekom, erzählte von ihrer kleinen "zauberhaften Magenta-Traumwelt", lies den Magenta-Fanclub im Publikum mit aufblasbaren Magenta-Händen klatschen und präsentierte ihre Glasfaserhalskette. Nur zur Erinnerung, die Vortragenden sollten zeigen, warum der- oder diejenige zu den Besten auf diesem Gebiet gehöre! Sympatisch, aber am Thema vorbei.


Bernd Schmitz, der Mann von Bayer erzählte mit Cowboy-Hut, daß er sich u.a. manchmal wie ein Sklaventreiber mit Peitsche fühlt und daß das Recruiting und Personalmarketing auch viel mit dem Cowboy-Dasein zu tun hat. Da bekam Branding ein ganz neue Bedeutung.


Robindro Ullah, Leiter Recruiting bei Voith (auf dem Foto noch siegessicher und nicht in der finalen Kampfmontur, dem Superman (-recruiter) T-Shirt) wagte einen Sprung ins Jahr 2042: Dort werden sich die Verhältnisse völlig umgedreht haben. Im War for Talents lassen sich die heißbegehrten Fachkräfte ihre möglichen Arbeitgeber von Apples Sprach- und Assistenzsoftware Siri vorselektieren. Und stellen auch schon mal Fragen wie: Wie reagiert die urschwäbische Firma, wenn ich in der Kantine Maultaschen als "die großen Ravioli da drüben" bezeichne? Robindro stellte klar, daß bei Voith daraufhin sofort der "Integrationsbeauftragte für schwäbische Kultur" aktiv wird. Robindro verbringt in seinem Berufsalltag 2-3 Tage auf der schwäbischen Alb und lebt sonst in Berlin.


In diesem Video können Sie einige Ausschnitte der Beiträge sehen:


3. Abstimmung durch das Publikum

Wir sollten nach jedem Vortrag abstimmen. So kennt man das ja auch von anderen Slams. Durften wir das hier auch? Nein. Nur 10 von 300 wurden nach einem zufälligen oder willkürlichen Prinzip mit Stimmkarten bewaffnet und durften nach jedem Durchgang abstimmen. Und dann wurden auch noch die höchste und die niedrigste Bewertung wieder abgezogen, blieben also noch 8. Und der Rest der Teilnehmer wurde seiner Stimme beraubt. Das war nicht sonderlich demokratisch und hätte man über eine (kostenfreie) App viel einfacher realsieren können. Tipp: bei nächsten Mal besser machen.

4. Zielgruppe

Die Zielgruppe sollten ja  im wesentlichen potentielle neue Mitarbeiter sein, denen sich die Recruiter präsentieren sollten und wollten. Es waren mit ca. 300 viele Besucher da, deutlich mehr als Hälfte waren weiblich und da kamen mir schon die ersten Zweifel an der Treffsicherheit bei der Zielgruppe, da es ungefähr die Demografie der Recruiter selber abbildet. 


Und dann kam es raus: als Ute Neher von der Telekom fragte, wer im Saal wirklich einen neuen Job suche, meldet sich ein Einziger. Und der war mit seinem Chef da! Das Motto war also eher "von Recruitern für Recruiter".

Fazit

Falls die Veranstalter für eine hoffentlich weitere Veranstaltung das Motto und die Zielgruppe ändern, kann es wieder ein vergnüglicher Abend werden, aber für das erste Mal waren die Ansprüche zu hoch und die "Recruiter" haben sich auch nicht immer an die Zielvorgaben gehalten und konnten es auch nicht, da sie keine Recruiter waren. Aber es sollte sich wirklich keiner mehr fragen müssen "Was mache ich hier eigentlich?".