Facebook Jobs 

Stellenanzeigen kostenfrei schalten im größten Social Network

Wie geht das, für wen ist das was, was bringt das, wo sind die Möglichkeiten und Grenzen?






Facebook Jobs, die neue Möglichkeit kostenfrei Stellenanzeigen im größten Sozialen Netzwerk zu schalten, ist seit 24.Mai auch nach Deutschland gekommen.Die offzielle Ankündigung finden Sie hier. Darin bezieht sich Facebook auf eine Studie von Morning Consult Studie (von August 2017) gaben 17% der Deutschen auf Facebook an, auf der Plattform schon einmal nach einem Job gesucht zu haben. Auf Unternehmensseite gaben 45% des deutschen Mittelstands auf Facebook an, durch ihre Präsenz auf der Plattform bereits mehr Mitarbeiter einstellen zu können.

Das Ganze habe ich gleich mal in einem Selbstversuch ausprobiert, dazu später mehr. Und auch ein Fazit finden Sie unten mit überraschenden Inhalten.


Facebook Jobs - Warum kann das interessant sein?

Mind. 31 Mio Mitglieder hat Facebook in Deutschland, diese digital erreichen zu können, ist schon sehr reizvoll. Wenn man der o.a. Studie Glauben schenken will, dann wären das bei 17% immerhin über 5 Mio potentielle Interessenten. Damit würde Facebook hinter XING (ca. 11. Mio. ) und Linkedin (ca. 8 Mio.) den dritten Platz bei den Social Networks einnehmen, wenn es im erreichbare potentielle Kandidaten geht. Die Profile der Mitglieder unterscheiden sich dabei doch sehr: mehr als 50% der Mitglieder bei XING sind bei Unternehmen des KMU Bereichs, bei Linkedin sind mehr als 50% der Mitglieder bei Unternehmen mit mehr als 10.000 Mitarbeitern, für Facebook sind mir dazu keine Zahlen bekannt, was möglicherweise daran liegt, daß Facebook es selber nicht weiß, weil die Mitglieder dazu keine Angaben machen.

Also schauen wir doch mal, wie das Ganze geht:

Facebook Jobs, wie geht das?

Als Voraussetzung wird nur eine eigene Facebook Seite benötigt, über diese der Job eingestellt werden kann. Dabei spielt die Kategorie der Seite keine Rolle, alle können Jobangebote einstellen. Dafür geht man unter den Reiter "Beitragsoptionen".


Wie schaltet man Anzeigen auf Facebook Jobs?

Dort zeigt sich dann folgende Übersicht der veröffentlichten Beiträge (auch Jobs fallen darunter):


Nach dem Drücken des "Erstellen"- Buttons kommt man zur Eingabemaske:


Dort kann man dann die Daten der Stellenanzeige eingeben:


Foto ausgewählt, den üblichen Text eingegeben, auf CI konforme Bilder und Gestaltung verzichtet. Sagen wo die Bewerbung hin soll.  (Was aber so nicht klappt, falls die Bewerber später auf den "Bewerben" Button klicken, dann landet die Bewerbung bei dem Facebook-Seiten Betreiber.) Das war's schon. So weit ganz einfach.

Wie finden Interessenten in Facebook die Stellenangebote?

Jetzt wird es etwas schwieriger.

Ein potentieller Interessent hat vier Möglichkeiten auf die Stellenanzeigen zu kommen:

1. Über die eigene "Start"-seite

Links auf der eigenen Startseite gibt es eine "Entdecken"  Liste. Hier findet ein potentieller Interessent erstmal noch nichts

Erst wenn er oder sie auf mehr anzeigen klickt, erscheint die "Jobs" Suchmöglichkeit mit den Auswahlmöglichkeiten:

 

Dann kann man einen Ort eingeben und eine Jobbezeichnung und der Job erscheint:


Falls Bewerber diesen etwas umständlichen Weg zukünftig lernen, können Sie innerhalb von Facebook Jobs finden. 

2. Über die offizielle Facebook Jobs Seite

Falls sie nur davon gehört haben und über die offizielle Seite für Facebook Jobs ( https://www.facebook.jobs/ )gehen. Auffindbar sind diese Jobs übrigens nicht nur für Facebook-Nutzer, sondern auch für Menschen ohne Facebook-Zugang, falls die Jobs denn erscheinen würden.


Es wird hier deutlich schwieriger, da ist der Job nämlich nicht zu finden. Als Jobbörse ist das natürlich peinlich, aber vielleicht sind das auch Anfangsschwierigkeiten? Obwohl, die internationalen Varianten gibt es ja schon seit 2017.

Ein Blick auf die Gesamtzahl der Stellen wirft auch Fragen auf:

3344 offene Stellen auf der ganzen Welt bei Facebook Jobs?  Kann man da von einem Erfolg oder einer Bedrohung der klassischen Jobbörsen oder gar von einem disruptiven Geschäftsmodell sprechen? Eher nicht, denke ich. Und wenn man tiefer in die Zahlen schaut wird es noch seltsamer:


1500 der offenen Stellen sind in Kalifornien? Mit schwant Böses. Von den 1500 sind auch noch 1357 in Menlo Park? Wer die da wohl reingestellt hat? Falls die Vermutung stimmt, dann kämen ca. 40 % der offenen Stellen von Facebook. Und das, obwohl Facebook Jobs bereits in 40 Länder ausgerollt wurde. Erfolge sehen anders aus.

3. Über Google

Da die Stellenanzeigen gemäß schema.org aufbereitet werden, zieht sich auch Google die auf Facebook publizierten Stellen und spielt sie - zukünftig auch in Deutschland - über sein Jobbörsen-Feature Google Jobs an Jobsuchende aus. Das kann dann auch für den Bäcker an der Ecke oder gar für unbekannte KMU Reichweiten bringen, die sonst nur über Multi-Posting Tools wie CandidateReach möglich sind  Und da sowohl Google als auch Facebook mit standortbezogenen Daten arbeiten, wird nicht nur eine Jobsuche unmittelbar um den Wohnort möglich, auch die Ansicht des optimalen Wegs zur Arbeit übernehmen die Internet-Giganten. Das ist schon praktisch für Bewerber.

4. Virale Aktivitäten

Falls Facebook Nutzer (z.B. auch die Mitarbeiter des Unternehmens) das Stellenangebot liken, kommentieren oder teilen, dann verteilt es sich auch innerhalb von Facebook und kann von potentiellen Interessenten auch gefunden werden.


Wie können sich Interessenten bewerben?

Falls Interessenten die Vakanz gefunden haben, geht die Bewerbung ganz einfach. Es gibt einen "Jetzt bewerben" Button unterhalb der Stellenanzeige (bekannt auch von anderen Jobportalen)


Einmal da drauf geklickt, werden die Daten aus dem Facebook Profil einfach gezogen. Man kann auch noch etwas hinzufügen. Ein Datenschutzhinweis ist vorhanden, ein DSGVO konformes Double Opt-in fehlt noch, aber Mark Zuckerberg hat ja Besserung versprochen.


Wo kann man die Ergebnisse sehen?

Als Arbeitgeber erhalten Sie dann diese Benachrichtigung:



und können sich die eingegangenen Bewerbungen anschauen:



einen Bewerbungsstatus festlegen:

oder ein Gespräch vereinbaren:

Diese Einladung kann dann gleich im Facebook Messenger verschickt werden:


Eine Gesamtübersicht über die Resonanz auf die Stelle rundet das Ganze ab:



Das sieht alles sehr einfach und leicht aus und ist sicherlich auch für ungeübte Recruiter (aka Bäckermeister, Handwerkschefs etc.) machbar. Wie es Facebook mit den Dokumentationsvorschriften nach DSGVO hält, ist nicht zu erkennen. Eine Anbindung an bestehende Bewerbermanagementsysteme war auch nicht erkennbar. Das begrenzt die Einsatzmöglichkeiten doch recht stark.

Wie kann man Traffic für die Jobs generieren?

Wie man bei meinem Selbstversuch sieht, geschieht allein durch das Einstellen der Vakanz noch fast gar nichts. Eine parallel über die Multiposting-Lösung CandidateReach geschaltete Anzeige (Testangebot 2:1 für 390 €) generierte mehr als das 60-fache an Traffic.

D.h. als schaltender Arbeitgeber muß man was tun, um Aufmerksamkeit zu generieren und Reichweite zu bekommen. Dort liegt vermutlich auch das Geschäftsmodell von Facebook Jobs, da sich dafür natürlich der Facebook Werbeanzeigenmanager anbietet.

Für welche Art von Positionen lohnt sich Facebook Jobs?

Für die Nutzung von Facebook Jobs ist neben der Notwendigkeit der Reichweitengewinnung auch die Möglichkeit der Beurteilung der eingehenden Bewerbungen wichtig. Da die schaltenden Unternehmen hierzu keinen klassischen Lebenslauf erhalten, sondern "nur" die Arbeitgeber-bezogenen Angaben aus dem Facebook Profil der Kandidaten, ist die Beurteilung abhängig von der Güte der dortigen Angaben. Vielleicht müssen einige Facebook Mitglieder vor einer Bewerbung erst noch einmal zurück zu Ihrem Profil und dort etwas Passendes eintragen.

Aufgrund der Begrenztheit der Möglichkeiten in den Arbeitgeber-bezogenen Angaben im Facebook Profil wird diese Lösung wohl eher für Vakanzen interessant sein, bei denen die Berufsbezeichnung bereits eine Qualitätsvermutung zuläßt, wie z.B. Kranken- und Gesundheitspfleger, Automechaniker etc.. Ausbildungberufe halt und im gewerblichen Helferbereich, wo man mit wenigen Zusatzfragen, z.B. nach Führerschein und Mobilität den Bewerberkreis eingrenzen kann. 

Für welche Art von Arbeitgebern lohnt sich Facebook Jobs?

Arbeitgeber, die aus dem Handwerk oder auch Gewerbe sind, Mitarbeiter vielleicht sogar eher nur lokal oder regional suchen, kein Bewerbermanagementsystem haben, könnten Interesse an Facebook Jobs haben. Sie können sich einen digitalen Talentpool erschließen, der ihn sonst verschlossen bliebe und mit den (noch) üblichen Anzeigen in der örtlichen Presse auch immer weniger zu erreichen ist.

Dazu müßten sie sich etwas mit der Mechanik von Facebook Jobs beschäftigen und vermutlich auch mit dem Werbeanzeigenmanager, aber das scheint machbar oder vielleicht finden sie einen pfiffigen Azubi dafür?

Für Arbeitgeber, die hochqualifiziertes Personal suchen, ein Bewerbermanagementsystem haben und DSGVO konform arbeiten wollen und müssen, bietet sich Facebook Jobs (noch ) nicht an. 

Welchen Einfluß hat Facebook Jobs auf den Jobbörsenmarkt?

Noch ist der Einfluß von Facebook Jobs zu vernachlässigen. Bei weltweit weniger als 4000 publizierten Vakanzen wundert man sich über die bisherige Strategie von Facebook für Facebook Jobs. Die Befürchtung, das Facebook einen Fehlstart hinlegt, ist nicht von der Hand zu weisen. Sobald Google Jobs kommt, kann sich über die erhöhte Reichweite, quasi Huckepack mit Google Jobs, das Spiel noch einmal ändern. Aber zunächst braucht es viele Arbeitgeber, die Jobs einstellen und Geld für die Reichweitengenerierung ausgeben, um Facebook Jobs für Facebook interessant zu machen. Zumindest gibt es kein Henne- und Ei-Problem: die potentiellen Bewerber sind in hoher Anzahl bereits da. Falls die sich jetzt aber umschauen und nach Jobs suchen und keine finde, dann bleibt diese Chance ungenutzt

Die klassischen Jobbörsen wie StepStone, Monster oder Jobware und die Jobsuchmaschinen wie kimeta oder Indeed werden Facebook Jobs sicherlich kritisch beäugen, können sich aber im Moment noch über die von Facebook gemachten Fehler freuen.

Wie wirkt Facebook Jobs bei einer Google Suche von Bewerbern?

Wie schon oben erwähnt, da die Stellenanzeigen gemäß schema.org aufbereitet werden, zieht sich auch Google die auf Facebook publizierten Stellen und spielt sie - zukünftig auch in Deutschland - über sein Jobbörsen-Feature Google Jobs an Jobsuchende aus. Das kann dann auch für den Bäcker an der Ecke oder gar für unbekannte KMU Reichweiten bringen, die sonst nur über Multi-Posting Tools wie CandidateReach möglich sind  Und da sowohl Google als auch Facebook mit standortbezogenen Daten arbeiten, wird nicht nur eine Jobsuche unmittelbar um den Wohnort möglich, auch die Ansicht des optimalen Wegs zur Arbeit übernehmen die Internet-Giganten. Das ist schon praktisch für Bewerber.

Wann erscheint Facebook Jobs bei Deutschlands Beste Jobportale?

"Deutschlands Beste Jobportale" ermittelt aus einer Kombination aus Nutzung, Kundenzufriedenheitsanalysen und gelieferten Ergebnissen die Qualität eines Jobportals und dient als Orientierung für Bewerber und Arbeitgeber. 

Die Beliebtheit eines Jobportals ergibt sich aus der Kombination der Nutzungshäufigkeit mit der Zufriedenheit und der Ergebnisqualität. Für die Gesamtauswertung werden nur Jobportale berücksichtigt, die auf der Bewerberseite mind. 30 Bewertungen (bei Gütesiegeln für Berufsfeldern mind. 20) und auf der Arbeitgeberseite mind. 15 Bewertungen aufweisen.

Da heißt, Facebook Jobs benötigt mind. 30 Bewertungen von Bewerbern und 15 von Arbeitgeber. Dann könnten wir sehen, wie sich Facebook Jobs im Vergleich zu den anderen Jobportalen schlägt.

Fazit

Noch müssen sich die klassischen Jobbörse und Jobsuchmaschinen keine Sorgen machen. Und Arbeitgeber sollten sich noch nicht zu viele Hoffnungen machen. Facebook Jobs ist beim besten Willen noch kein Selbstläufer.

Arbeitgeber müssen erstmal Jobs einstellen und mit Geldaufwand Reichweite kaufen, um sichtbar zu sein. Das benötigt zunächst einmal die Beschäftigung mit dem Thema. Wie viel einfacher ist es doch noch, eine Personalmarketingagentur anzurufen und eine Anzeige zu buchen (vielleicht bieten die ja demnächst Facebook Jobs mit an?). Aber einige Arbeitgeber werden sicher diesen Weg gehen (vielleicht unterstützt Facebook diese ja mit großzügigen Marketing-Gutscheinen?).

Dann müssen auch noch die Facebook Mitglieder dazu gebracht werden, innerhalb von Facebook nach Jobs zu suchen und die Jobs müssen auch auffindbar sein. 

Es bleibt also noch viel zu tun, aber Potential für einen Teilbereich des Arbeitsmarktes ist gegeben.


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